Forschung

Die SSPG führt translationale Forschungsprojekte zu aktuellen Themen im Bereich der Public Gouvernance und Management durch, wobei der Schwerpunkt auf Non-Profit- und Hochschul-Management liegt. Derzeit arbeiten wir an folgenden Projekten:

Angesichts steigender Anforderungen und Erwartungen von internen sowie externen Bezugsgruppen im Kontext diverser Entwicklungen und Reformen sind die Herausforderungen an das Hochschulmanagement deutlich gestiegen. Schweizer Hochschulen haben generell eine grössere Steuerungsautonomie erhalten, was tiefgreifende Veränderungen in der Governance und Organisation dieser Expertenorganisationen zur Folge hatte und die Notwendigkeit eines professionellen Managements verstärkt hat. Diese Professionalisierung führte einerseits zur Integration von Professor:innen in Führungsfunktionen – häufig ohne Management-Ausbildung und relevante Führungserfahrung – und andererseits zur Rekrutierung externer Führungspersonen, welchen häufig die Erfahrung im Hochschulsystem und der Bezug zum akademischen Normen- und Wertesystem fehlt.

Somit stehen diese Führungspersonen bei der Ausübung ihrer Funktion je nach Karriereweg vor unterschiedlichen Herausforderungen und Zielkonflikten. Bisher gibt vor allem für den deutschsprachigen Raum wenig empirische Evidenz dazu, welche Kompetenzen in General Management-Funktionen – Funktionen mit einer institutionellen Gesamtverantwortung (z.B. Hochschulleitung) oder wesentlichen Bereichsverantwortung (z.B. Supportfunktionen, Deka:innen, Departementsvorsteher:innen) – an Hochschulen notwendig sind und wie sich diese Kompetenzanforderungen in Zukunft entwickeln werden.

Daher untersucht unsere Studie die General Management-Kompetenzen, welche heute und in Zukunft für die Ausübung dieser Führungspositionen als wichtig erachtet werden. Dabei erheben wir auch die Bildungs- und Erfahrungshintergründe der heutigen Führungspersonen an Hochschulen sowie die strategischen Herausforderungen, welchen Hochschulen aktuell und in den nächsten 5-10 Jahren begegnen müssen. Zuletzt analysieren wir, wie sich die aktuellen Amtsinhaber:innen auf die Übernahme der Führungsposition vorbereitet haben und in welchen Bereichen sie sich eine bessere Vorbereitung gewünscht hätten.


Zur systematischen Erhebung der General Management-Kompetenzen (GMK) von Führungspersonen an Hochschulen haben wir basierend auf der Literatur und in Zusammenarbeit mit Praktiker:innen folgendes Rahmenmodell mit 28 GMK gruppiert in sechs Dimensionen entwickelt:
 

Wabenmodell Deutsch

Zur Beantwortung dieser Fragestellungen führten wir im Frühling 2024 eine Online-Befragung bei 488 Führungspersonen an Schweizer Hochschulen durch, an welcher sich 312 Personen beteiligten (Rücklauf von 65%). Ergänzt wird diese standardisierte Befragung durch qualitative, halb-strukturierte Interviews mit 24 ausgewählten Befragungsteilnehmer:innen.

Die Resultate der Studie ergänzen nicht nur die bestehende Literatur zu Hochschulmanagement, sondern liefern insbesondere auch Hinweise für ein erfolgreiches Management von Hochschulen und für Optimierungspotenzial bei der Vorbereitung von zukünftigen Führungskräften. Dabei leiten wir aus den Studienresultaten verschiedene Handlungsfelder ab, inklusive Förderung von Diversität und Inklusion in Führungsgremien, Bewältigung der Herausforderungen der akademischen Selbstverwaltung, Verbesserung der Führungskräfteentwicklung im Kontext des Generationswechsels, Prüfung der Machbarkeit eines nationalen Führungskräfteentwicklungsprogramms und Stärkung der institutionellen Agilität zur Bewältigung von Ressourcenkonflikten, Digitalisierung und Nachhaltigkeitszielen.

Den deutschen Studienbericht inklusive Zusammenfassung können Sie hier herunterladen: «General-Management-Kompetenzen von Führungspersonen an Schweizer Hochschulen»

Der englische Studienbericht wird Anfang 2025 publiziert. Eine Zusammenfassung der Studienresultate gibt es bereits auf Download Englisch (PDF, 1.1 MB).

Im Rahmen eines Netzwerkanlasses wurden die Studienergebnisse etwa 100 Führungspersonen an Schweizer Hochschulen vorgestellt und im Rahmen einer Paneldiskussion sowie in Fokusgruppen mit ihnen diskutiert. Die Präsentation und Videoaufnahme dieses Netzwerkanlasses finden Sie unter diesem Link.
 

Governance Assessment Model Deutsch

Als konzeptioneller Rahmen soll das bei der SSPG entwickelte Governance-Assessment-Modell einen vertieften Einblick in die allgemeine Leitung, die wichtigsten Entscheidungsverfahren und das administrative Betriebsmodell einer Hochschulinstitution und einen Vergleich mit anderen Hochschulinstitutionen ermöglichen. Die Basis dazu bildet ein Zwiebelmodell bestehend aus drei Schichten: dem «Operating Model» im Kern, dem «Management Model» drumherum und den «Framework Conditions» als äusserste Schicht im Sinne des regionalen, nationalen und internationalen Ökosystems zu Bildung, Forschung und Innovation. Im Rahmen seiner Sabbaticals an der ETH Lausanne und der University of Cambridge führte Prof. Robert Perich jeweils mehrere Dutzend Interviews mit Leitungspersonen aus allen Hochschulbereichen durch und erfasste damit die Governance-Strukturen in diesen Institutionen anhand des entwickelten Modells. Damit zeigte er die stark divergierenden Governance-Strukturen der beiden Institutionen auf und die sich daraus ergebenden sehr unterschiedlichen Herausforderungen für das Funktionieren der beiden Hochschulinstitutionen.

Das Forschungsprojekt zur Relevanz des öffentlichen Sektors und des Non-Profit-Sektors in der Schweiz untersucht anhand bestehender Daten die Struktur und Bedeutung dieser beiden Sektoren in der Schweiz sowie deren Entwicklung in den letzten 10 Jahren. Während es für den öffentlichen Sektor eine klare Definition und detaillierte Daten gibt, stellt sich beim Non-Profit-Sektor vielmehr zuerst die Frage, wie dieser erfasst und von den anderen Sektoren abgegrenzt werden kann. Zudem ist von Interesse, welche Wirtschaftszweige in diesen Sektoren besonders relevant sind oder in den letzten Jahren an Relevanz gewonnen bzw. verloren haben.

Die Swiss School of Public Governance (SSPG) der ETH Zürich evaluiert im Auftrag der Trägerschaft des Rahmenlehrplans der Höheren Fachschulen für Wirtschaft (RLP HFW) die Aktualität des Bildungsgangs «dipl. Betriebswirtschafter:in Höhere Fachschule». Dieser Bildungsgang richtet sich an Personen im kaufmännischen Bereich, die sich durch eine höhere Berufsbildung zu Generalist:innen mit Fach- und Führungsverantwortung qualifizieren wollen. Der Bildungsgang dauert in der Regel drei Jahre, wird an rund 20 Standorten in der ganzen Schweiz angeboten und ist meist berufsbegleitend organisiert. Die Studierenden an den HFW unterscheiden sich hinsichtlich ihrer bisherigen Ausbildung, aktuellen beruflichen Stellung und Aufgabenfeld im Unternehmen.

Ziel der Evaluation ist es, zu analysieren, inwieweit der RLP HFW den Anforderungen des Arbeitsmarktes entspricht und welche Kompetenzen dipl. Betriebswirtschafter:innen HF benötigen. Dabei geht es um die Bewertung der heutigen Relevanz der im RLP HFW enthaltenen Kompetenzen sowie die Identifikation möglicher Lücken im Kompetenzprofil, insbesondere im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen in den Bereichen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI). Diese Themen werden für Generalisti:nnen in betriebswirtschaftlichen Führungsfunktionen zunehmend an Bedeutung gewinnen, da sie nicht nur neue Fachkompetenzen, sondern auch veränderte Führungsanforderungen mit sich bringen.

Die Evaluation basiert auf einer Online-Befragung von HFW-Studierenden, die sich im letzten Jahr ihres Bildungsgangs befinden. Dabei werden drei Kohorten von Studierenden jeweils im Frühling 2025, 2026 und 2027 im Rahmen einer Unterrichtsstunde an den HFWs befragt (Vollerhebung). Die Befragung baut inhaltlich soweit sinnvoll auf früheren Erhebungen (Bolli et al., 2015–2020), um Entwicklungen seit 2015 nachzuzeichnen. Zusätzlich beinhaltet sie aber neu einen Fokus auf die Kompetenzanforderungen aufgrund der Entwicklungen in den Bereichen Digitalisierung und KI. Damit liefert die Evaluation die empirische Grundlage für eine evidenzbasierte Revision des RLP HFW und die Überprüfung der Anerkennung durch das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI).

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